Power Point (PPT) - des Vortrags der Tod - Opportunities                and Threats: "The Good, the Bad and the Ugly"

 N.B. For readers of English: "The Good, the Bad and the Ugly of PPT plus a Brief History" - on that subpage there are some comments from and a link to an excellent article about the strengths and weaknesses of PPT.


I. Der Abstieg und Fall der Präsentationen: Eine gute Darstellung erzählt eine spannende Geschichte -- über eine neue Technologie, Vertriebsmöglichkeit, Problemlösung, usw. Nebenbei, wer sind die deutschen Meister der Erzählkunst? Man kann einiges von den Giganten der Literatur lernen, oder?  Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), Johann Christoph Friedrich von Schiller (1759 - 1805) und veilleicht Franz Grillparzer (1791 - 1872) oder Gerhart Hauptmann (1862 - 1946) meinen Sie? Weit verfehlt. "Die größten Drei der deutschen Literatur" in der "Auflistung der Kitsch-Seiten" unten About Us gibt das Geheimnis preis.

 

II.  Power Point Slides (PPT) sind des Vortrags der Tod! "The Good, the Bad and the Ugly of PPT plus a Brief History" - auf jener Unterseite (web subpage) sind auf englisch einige Bemerkungen und ein Link zu einer hervorragenden Abhandlung der PPT Stärke und Schwäche.

 

I. Der Abstieg und Fall der Präsentationen

Einleitung

    Offenkundig kann man Geschäftsführer eines Großunternehmens in Europa werden, wohl bemerkt mit einem Gehalt von einigen Millionen Euro pro Jahr, bzw. pro Monat, ohne alle zu viel Ahnung zu haben, wie  man Fakten, Daten, die Meinung vor einem Publikum vorgibt. Klingt diese Bemerkung überheblich?  Mag sein, aber ein eklatantes Beispiel dafür zu finden ist wirklich nicht schwer.  Jedoch daraus würde ich nicht unbedingt die Schlußfolgerung ziehen, daß es sämtlichen Vorstandsmitgliedern und anderen Topmanagern ziemlich egal ist, wie jemand Ihnen irgendeinen Bericht präsentiert.

    Hier wird die Entwicklung verfolgt, die zu dem heutigen (Miß)stand geführt hat.   Anschließend -- nach vielen Abschnitten (es geht doch um 50 Jahrtausende) --  werden ein paar Vorschläge erwägt, wie Sie diese immer wiederkehrende Aufgabe (noch) besser machen könnten. 

    Dabei ziehe ich  praktische Anwendungen vor und überlasse lieber die heuristische* Epistemologie und theoriebildende empirische Untersuchungen dem Elfenbeinturm.

    Wenn ich des Bramarbasierens (= Aufschneiden) bedürftig bin, was bei mir häufig vorkommt, schreibe ich furchtbare Bandwurmsätze über die theoriegesteurte Praxis und Methodik und versuche, eine Sammlung Unternehmensstrategememe (= Kriegslisten) hermeneutisch (= erklärend) dementsprechend synekdochisch (= pars pro toto) derart zu erschließen, so daß eine luzide (= verständlich, klar) Vorarbeit zur Verwirklichung einer synallagmatischen (= beidseitigen) Kooperation zwischen dem Leser und dem Verfasser realisiert wird, bei dem ich mich nicht mit quisquilienischem (= Läppereien ähnlich) BWL-Krimskrams vorliebnehme.  Hu! 

    Jedoch dann entsinne ich mich des englischen Wortes KISS (küssen), das als Akronym (= Initialwort)  folgendes bedeutet:  Keep It Simple, Stupid.  Einigen Generalen, CEOs und Möchtegernschriftstellern ist KISS dringend nötig.

 

*Die Heuristik ist die Wissenschaft von den Verfahren, Probleme zu lösen; Anweisung zur Gewinnung neuer Erkenntnisse. (Duden)  Hier wollte ich das Eigenschaftswort dazu eher im Sinne seiner Bedeutung auf englisch benutzen:  heuristic -"of or relating to exploratory problem solving techniques that utilize self-educating techniques (as the evaluation of feedback) to improve performance (a heuristic computer program)." Webster's III (p. 1064) Sonst wäre "heuristische Epistemologie (= Wissenschaftslehre)" doppeltgemoppelt.   

         

Abschnitt (1) - Ein Überfluß von PPT

    In der Einleitung drohte ich mit einem eklatanten Beispiel, von wie man eine Präsentation verpfuscht.  Hiermit nicht ein Beispiel, sondern fast fünfzig, ohne aber jedoch persönlich in Verlegenheit zu bringen! Am 1./2. März 2007 besuchte ich ein Managementseminar als Teil meiner Weiterbildung.  In der Pause erzählte uns der Seminarleiter eine interessante Geschichte.  Seine Kinder gehen auf dieselbe Privatschule wie diejenige eines Geschäftsführers. (Er leitet eins von den fünf bedeutsamsten deutschen Unternehmen überhaupt.) Während eines Schulbesuches ist der Trainer ins Gespräch mit der Ehefrau dieses renommierten Managers gekommen.  Die Frau erzählte dem Trainer, sie sei vor kurzem mit ihrem Mann auf eine Tagung.  Eingeladen waren die CEOs der 50 größten Firmen in Europa. Wie habe die Gattin alles empfunden?

    Sie erwiderte, daß die Erfahrung unerträglich gewesen sei: eine unübersichtliche, langweilige PPT-Darstellung nach den anderen. Am schlimmsten seien diejenige gewesen, die aus einem vorgelesen Vortrag bestanden hätten.  Es habe nur ein paar Ausnahme gegeben. 

    Was sei dabei anders gewesen? Der Geschäftsführer redete frei und entweder verwendete er überhaupt keine PPT oder ging sehr sparsam damit um, zeigte einfach hin und wieder ein Bild, eine einfache Graphik.  Ihr Mann sei unangenehm überrascht, wie schlecht die meisten Vorträge gewesen seien. Er meine, er selbst habe es nötig, seine Präsentationstechnik zu ändern.

    Unter den technologischen Sprüngen, die auf  Präsentationen  wirklich was ausgemacht haben, werde ich  kurz  auf nur fünf eingehen: 1) das Schreiben, dessen Vorstufe ca. 8.000 v. Chr. waren; 2) gelernte Redner, Demosthenes und die Rhetorik 3) die Perspektive, die Darstellungen Wirklichkeitsnähe verlieh; 4) das Druckwesen und die darauffolgende allgemeine Lesefähigkeit; 5) die Photographie;  bevor wir zum 6) die 1987 eingeführte PPT kommen.

   

Abschnitt (2) PPT, ein gutes Werkzeug

    Die tödlich wirkende PPT ist eigentlich ein an sich gutes Werkzeug, in der Tat, viel zu gut! "Stärke, wenn exzessiv, wird zu Schwäche." Bevor PPT wurden die Aufgabe für eine Präsentation verteilt.  Der Darsteller bereitete sich vor, in dem er die Rede übte, vielleicht auch Teile davon oder das ganze auswendig lernte.  Wenn jemand Bilder oder Musikstücke zu einer Kundgebung verwendete, wurden sie  generell von anderen, den damaligen Künstlern, geschaffen. So ging es für mehr als 50.000 Jahre.

    So funktionierte es meistens auch in der Geschäftswelt. Zum Beispiel in den 1950, 60 und 70-igen hatten viele Großunternehmen ihre eigenen Graphikabteilungen. Wenn ein Manager eine wichtige Präsentation zu machen hatte, ließ er die Bilder, Photographen und Graphiken von diesen Experten vorbereiten.  Kleinunternehmen gingen zu selbständigen Graphikdesignern. Im Jahre 1987 tauchte PPT auf dem Markt. Plötzlich wurde jeder in der Lage, alles selber herzustellen.  Jedoch in der Lage zu sein ist eine Sache, eine Arbeit kompetent zu verrichten, eine ganz andere.

    Für einige macht es viel Spaß, mit PPT zu arbeiten und eben deswegen, verwenden sie viel Zeit dafür.  Für andere bedeutet PPT eine mühsame, langwierige Aufgabe, und eben deshalb, verwenden sie viel Zeit dafür.  Das Endergebnis ist das gleiche: v i e l  Zeit. Dies führt häufig dazu, daß etwas anderes zu kurz kommt, nämlich der Inhalt und die Redevorbereitung, die unabdingbar für eine überzeugende Darstellung sind.


Abschnitt (3) Die PPT-Gefahr, noch ein Fall

    Im Jahre 2004 erlebte ich als Mitglied eines Teams für eine Neugründung die Auswirkung von "PPT-Overkill." Am Anfang führte die PPT-Vorbereitung dazu, daß neue Konzepte entwickelt wurden, was wir alle als eine wunderbare Nebenwirkung empfunden haben. Die Ideen wurden immer weiter ausgedehnt, bis einen Monat später über 70 Slides vorhanden waren. 

    Jedoch es wird gemunkelt, daß mehr als ein Halbdutzend, höchstenfalls zehn, in einer Präsentation zu zeigen das Limit ist.  Mehr wirkt zermürbend  auf die Zuhörer aus. Wohl bemerkt, je höher der Manager, desto wahrscheinlicher, daß er wenig "Präsentationsgeduld" hat. Dessen ungeachtet, mit diesem 70-igen Vorrat waren wir für eine Vielfalt von Darstellungen bestens gewappnet -- eigentlich auch nicht schlecht, meinten die PPT-Anhänger. Ein Professor im Team wurde aber widerspenstig und fing an, über "zu viel des Guten" zu reden. Der Meinung war ich auch. 

    Jetzt, endlich, an die wirkliche Arbeit -- mit den tollen PPT loszuziehen und Kunden gewinnen.  Halt, halt, nichts überstürzen! Die PPT müßten umgestaltet werden, um sie an die Web-Seite anzupassen -- und das Ganze fing von vorne an. Der Professor -- nicht umsonst habilitiert -- verließ als erste das Team, gefolgt von mir.  Schade, alle waren gute Leute mit viel Enthusiasmus, Einfallsreichtum und Engagement, die gemeinsam zuerst exzellente Ergebnissen erzielten, bis die PPT-Sucht grassierte.        
   

Abschnitt (4) - ein Abstecher in die Vergangenheit

    Bevor wir den heutigen (Miß)stand weiter betrachten und uns heranwagen, einige Verbesserungsvorschläge zu unterbreiten, machen wir einen kleinen Abstecher in die Vergangenheit, sagen mir mal, nun, 50.000 Jahre.1 
    Zu dieser Zeit, dem Beginn des späteren Paläolithikums, wanderte Homo Sapiens aus dem Mittleren Osten nach Europa. Er dürfte so weit entwickelt sein wie der Mensch, der damals in Höhlen an der Mündung des Klasies-Flusses in Südafrika wohnte. Diese Höhlbewohner übten Handel mit Nachbarstämmen für Werkzeuge aus, organisierte Jagden auf riesige Büffel, widmeten sich der Kunst (mit roten Ockerstiften) und Musik.

     Inwieweit Sie Ihrer Sprache bedient haben wie wir unserer ist ungewiß. Jedoch in irgendeiner Weise haben sie verkauft, verhandelt, sich untereinander unterhalten usw. In diesen Jahrtausenden gelang Homo sapiens auch einer der ersten technologischen Durchbrüche, die wir ziemlich genau durch Fossilen nachvollziehen können: Wurfwaffen.2  
    Als die Wurfwaffen und auch Klinge ab 50.000 v. Chr. ständig verbessert wurden, entwickelte sich auch die Kunst (Radierungen und Friese an Höhlenwänden) und die Musik (Flöten, Trommeln und Saiteninstrumente).  Jedoch in Grunde genommen blieben Präsentationen unverändert bis den technologischen Durchbruch, das Schreiben. Ein Mensch redete, machte gelegentlich auf ein Bild, eine Skizze aufmerksam, wurde vielleicht auch durch Musik unterstützt.
  
1) Das Schreiben:  Notizen für den Redner und zuverlässigere Auskünfte
    Ungefähr.  8.000 v. Chr.  ermöglichten Zahlsteinen in Mesopotamien und Piktogramme in verschiedenen Orten Notizen für den Vortragshalter. Sie waren die Vorläufer Schriftarten, die auf Lautzeichen basierte: ab 3400 v. Chr. die ägyptischen Hieroglyphen, ab ca. 2000 v. Chr. die chinesische Schrift (Logograms)3 und ab ca. 1200 v. Chr. das griechische Alphabet, der Ursprung aller Schriften Europas. (Die Paläographie ist die Wissenschaft von den im Altertum und Mittelalter gebräuchlichen Schriften und deren Entwicklung.  Sie steht im gleichen Verhältnis zur Graphologie, die Deutung der Handschrift als Ausdruck des Charakters, als die Astronomie zur Astrologie.)

2) Gelernte Redner:  Demosthenes (384 - 322 v.Chr.)
    Hiermit ein Zitat Maximilian Weller, Das Buch der Redekunst, Econ Verlag, Düsseldorf, 1954:

    "Der größte aller griechischen Redner war Demosthenes. . .  Der Sohn eines Waffenschmieds aus Attika wurde zum Führer der Griechen im Aufstand gegen den Makedonierkönig Philipp II. Als Jüngling schon hörte er Platon, Aristoteles. . . Das Werk des großen Historikers Thukydides soll er achtmal abgeschrieben haben, um sich im Geist und Stil des verehrten Meisters völlig einzufühlen.
    Seine ersten öffentlichen Reden brachten ihm jedoch nur das Mißfallen des verwöhnten Publikums ein.  Er beherrschte die Atemtechnik nicht, litt an einem Zungenfehler, an einer klangarmen Stimme und zeigte nur ein kümmerliches Gebärdenspiel. Er wurde ausgezischt und verhöhnt . . .

    Demosthenes arbeitete unermüdlich an seinem Sprechvortrag. Er kräftigte seine Stimme im Rauschen der Meeresbrandung, stieg stundenlang bergauf, um die Atemkraft zu steigern, stellte seine  nackte Schulter unter ein Schwert, um sich das Schulterzucken abzugewöhnen und beschwerte sich liegend die Brust mit
Bleiplatten. 
    Mit 25 Jahren trat er nach seiner rhetorischen Selbsterziehung wieder vor das Publikum und erntete die Früchte seines Fleißes. . . "

    Den Ehrgeiz  und Fleiß eines Demosthenes haben die wenigsten, jedoch mit einer entsprechenden Vorbereitung kann sich fast jeder selber angenehm überraschen. Meine allererste öffentliche Rede (abgesehen von einigen auf der Uni mit höchstens 30 Studenten anwesend) sollte vor 450 Leute sein. Nur der Gedanke daran versetzte mich in Panik.

    Der wichtigste Ratschlag, den ich von einem erfahrenen Redner damals in Silikon Valley bekam, war für jede Minute Redezeit mich mindestens eine Stunde vorzubereiten - mit dem Schwerpunkt üben, üben, üben. Ich nahm seinen Hinweis zum Herzen und übte gut und gerne 40-50 Stunden für meinen 30-minutigen Beitrag zu der Veranstaltung. Und siehe mal, ich überwand die Angst und es ging, es ging sogar ganz gut! 

 

3) Die Perspektive: Allmählich wird ein Bild 1.000 Worte wert
    Die Perspektive ist nicht eine eingeborene Betrachtungsweise, sondern eine gelernte. Nehmen wir zum Beispiel eine Darstellung von zwei Männern, ein Mann näh und vorne und deshalb ganz groß und der andere 20 Meter dahinten und deswegen im Bild wesentlich kleiner. Fragt man einige im Dschungel lebenden Volksstämme darüber, und sie nehmen einen großen Man und einen viel kleineren, manchmal auch ein Kind und nicht die unterschiedliche Entfernungen wahr.

    In der europäischen Antike kannte man die Abbildung der Größe vom Dargestellten je nach der Distanz vom Beobachter sowie auch die Verkürzung der Tiefenlinien, jedoch keineswegs vollständig. Die Perspektive wurde nach und nach entwickelt, unter anderem von Filippos Brunelleschi (1377 - 1466), dem Schöpfer der Domkuppel von Florenz. Vor allem Leon Alberti (1402 - 1472)  in seiner Arbeit über die Theorie der Zentralperspektive, Della Pittura, und Leonardo da Vinci (1452 - 1519) trugen dazu bei, diese Art zu verbildlichen, Gemeingut zu machen.4

4) Das Druckwesen und die darauf folgende allgemeine Lesefähigkeit sowie das Vorlesen gefolgt von Handouts für die Zuhörer
    Das erste Verfahren zum Drucken wird häufig dem Chinesen Feng Tao ca. 1000 zugeschrieben. In der Tat wurde es etwa früher in Korea und Japan parallel entwickelt. Die bis heute ältesten gefundenen gedruckten Dokumente  in diesen Ländern stammen aus den Jahren zwischen 750 und 770. Das Druckwesen in Europa wurde wesentlich später im Jahre 1450 durch Johannes Gensfleisch (1399? - 1468), allgemein bekannt als Gutenberg, wieder erfunden. Die Quelle ist eine nüchterne Biographie über Gutenberg, geschrieben von Andreas Venzke.5  
    In Europa führte Gutenberg´s Erfindung dazu, daß bald Druckereien wie Pilze aus dem Boden schossen. Schon 1500 gab es über 150 davon allein in Venedig, die in weniger als 50 Jahren an die 5.000 Titel gedruckt hatten. Jedoch das Lesen blieb der Oberschicht erhalten. 6 
    Es wurde zuerst im nächsten Jahrhundert allmählich durch Zeitschriften verbreitet. Im Jahre 1605 erschien in Straßburg (die Heimatstadt von Gutenberg) die erste abendländische Zeitung  durch Johann Carolus (1574-1634) einen Buchbinder.  Die Ausgabe wurde wöchentliche  hauptsächlich an wohlhabende Geschäftsleute in Köln, Prag, Rom, Venedig und Wien verteilt.
    Obwohl sich die Zahl der gedruckten Bücher sich im Laufe der 18. Jahrhundert verdreifachte, beschränkte sich der Leserstoff hauptsächlich auf die Bibel, religiöse Schriften und Flugschriften. Vielleicht ein Deutsche von vier war des Lesens fähig. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts während der Aufklärung verbreiteten sich die Zeitungen und Werke von praktischen Ratschlägen.* Offizielle Mitteilungen fingen an, gedruckt zu werden, damit sie in die Öffentlichkeit ausgehängt werden konnten.  Am Ende des Jahrhunderts konnten wahrscheinlich neun von zehn Deutschen lesen.

    Jedoch der Untersicht hat geringen Zugang zu Büchern.  (Leihbibliotheken wurden zeitweise in Dörfern verboten.) Zu dieser Zeit genoß das Vorlesen -- echte Schauspielleistungen --  eine hohe Beliebtheit. Sie endete in den 1920igen und 30igen mit dem Siegeszug des Radios und Kinos und wurde den Garaus durch den Fernseher gemacht.

 

* Ein schönes Wort für so ein Werk ist "das Vademekum, s, s": Ratgeber in Form eines kleinen Buches.  Auf Englisch wird das (selten benutze) Wort getrennt geschrieben: "vade mecum" und ist ein Synonym für "handbook" or "manual."

 

Abschnitt (5) die moderne technologische Entwicklung

Die Tabelle, auf seiner eigenen Seite,  fängt mit dem Jahr 1826 ( der Fotographie) an und hört 1995 mit der Einführung DVD auf. Als ich sie  zusammenstellte, lernte ich einige Neuigkeiten, z.B. daß

- 1883 das Konzept für das Fernsehen bevor die erste Filmvorführung entwickelt wurde

- die Priorität für einen Film nicht 1895 den Brüder Lumièren in Paris zusteht

- Guglielmo Marconi die Grundlage für das Radio auch nicht als erste entwickelte

- schon 1900 Ton- und Farbfilme auf der Weltausstellung in Paris vorgeführt wurden

- der Vorläufer des Beamers, der Eidophor,  1936 im Deutschland für die Übertragungen von den Olympischen Sommerspielen entwickelt wurde

- 1975 Kodak den ersten digitalen Kamera einführte, der 3,6 Kilogramm wog, größer als ein Toaster war und 23 Sekunden benötigte, um ein Schwarzweiß-Bild mit 100x100 Pixels aufzunehmen

- PowerPoint 1987 eingeführt wurde. 

 

Appendix I - "Die größten Drei der deutschen Literatur!"

    Die drei Großen, d.h. mit den meist verkauften Büchern im Umsatz, nennen wir wie im Fernsehwettbewerbe:

 

  • Der dritte Preis, Bronzemedaille, geht an Johannes Mario Simmel (1924 - 2009). Er verfaßte 35 Romanen, ca. 73 Million Exemplare sind verkauft worden.
  • Der zweite Preis, Silbermedaille, wird Heinz Günther Konsalik (1921-1999) verliehen. Er schrieb an die 160 Romane mit einem Gesamtauflage von ca. 80 Millionen.
  • Und jetzt zum ersten Preis, der Goldmedaille: Karl May (1842 - 1912) ist in 33 Sprache übersetzt worden und hat 2011 eine Gesamtauflage von 200 Millionen erreicht. Damit ist er eindeutig und unwiderlegbar der größte deutsche Schriftsteller aller Zeiten. Die Leser haben gesprochen. Die habilitierten Germanisten dürfen ehrfürchtig schweigen.

 

    Der Karl May Verlag gibt den klassischen 91 "Grünen Bände" heraus, sowie auch eine historisch-kritische Ausgabe in 120 Bänden. Es gibt auch eine schöne illustrierte Gesamtversion, bestehend aus 92 Titeln, von dem Weltbild-Verlag. (Sein Gegenstück aus England ist G.A. Henty (1832 - 1902), der 122 historische Romane schrieb, 45 davon ich als Kind regelrecht verschlungen habe.)

 


 Karl May als "Shatterhand"

   

 

   


 

1 Die Abhandlung in dieser und der nächsten Absätzen ist zusammengefaßt von: Steven Roger Fischer, Eine kleine Geschichte der Sprache, dtv 2003,  S. 52-57.  Vgl. auch zwei interessante Bücher von Ian Tattersall, The Last Neanderthal: The Rise, Success, and Mysterious Extinction of our Closest Human Relatives, New York 1996 und The Fossil Trail: How We Know What We Think We Know About Human Evolution, Oxford 1997.

 

2 Vor über zwei Millionen Jahren gab es Homo habiles, gefolgt von Homo erectus, aus dem vor 300.000 Jahren zwei Hauptgattungen entstand, Homo neanderthalensis und Homo sapiens.  Es lebten nie mehr als  ein paar Zehntausend Neandertaler.  (Sie heißen Neandertaler, weil die ersten Fossilen von denen im Neandertal, einem Steinbruch bei Düsseldorf, gefunden wurden.) Ursprünglich waren sie groß und schlank. Ihr Gehirn war größer als das moderner Mensch (ab 150.000 v. Chr.) Allmählich entwickelten sich "stämmige Neandertaler mit wuchtigen Brustkästen und kurzen, starken Gliedmaßen. Um ihre Körperwärme zu behalten, hatten sie sich dem rauhen, kühlen Klima des eiszeitlichen  Europa angepaßt." Ibid. S. 50 

    Zwischen 50.000 v. Chr. und 30.000 v. Chr. starben die Neandertaler aus. Vermutlich sind sie durch eine Art Zermürbungskrieg um Lebensraum und Nahrungsmittel von Homo sapiens ausgerottet worden.

 

3  Die chinesische Schriftart fing vor 2000 v.Chr. an und hat 300 v.Chr. die Form erreicht, die heute im wesentlich verwendet wird.  Die Schrift beinhaltet 50.000 Logograms (20.000 davon antiquiert) oder "Wortbilder".   214 davon sind Wurzel ("radicals");  alleinstehend repräsentieren sie Grundbegriffe wie Feur, Wasser, Holz.  Sie werden immer wieder benutz als Teil andere Wörter.  Um richtig lesen zu können, braucht man 2.000 bis 4.000 Logograms zu kennen. 

 

4 Die zwei erste Künstler werden in Wikipedia unter dem Suchbegriff "Perspektive" behandelt.  Vgl. auch Serge Bramly, Leonardo da Vinci, Eine Biographie, (Deutsch von Helmut Mennicken), Rowohlt Taschenbuch 2000 (Originalausgabe Éditions Jean-Claude Lattes, Paris 1988)

    Serge Bramly schrieb eine faszinierende Biographie über "dieses wohl letztes Universalgenie," der das Mona Lisa und das Abendmahl malte. Er entwarf  Fallschirme (die Chinese waren früher, Anfang des 14. Jahrhunderts, danach der Kroate Faust Vrancic, 1597), Flugmaschinen (Gustav Weißkopf am 14. August 1901, danach die Wright Brüder, 1903), dazu ein Vorläufer des Hubschraubers (Heinrich Folke 1937, danach Sikorsky 1939), Schiffe, dazu eine Art Unterwasserboot (Cornelis Jacobszoon Drebbel, 1620), Fahrräder (Karl Friedrich Drais von Sauerbronn, 1817), ein Vorläufer des Autos (Carl Benz, 1885) sowie Festungen und diverse Kriegsmaschine.
    Aus seinen Werken geht heraus, daß er teilweise bzw. umfassend das Prinzip der Erosion vor Cuvier (ca. 1810-20) und des Blutkreislaufes vor William Harvey (1616), die Gesetzmäßigkeit der Passatwinde vor Halley (1686)  und den Grund für das Funken der Sterne vor Kepler (ca. 1609-11) verstanden hat.

    Quellen: Serge Bramly, Op. sit.  S. 38, ergänzt durch Internetrecherche und  Luc Bürgin, Irrtümer der Wissenschaft, Verkannte Genies, Erfinderpech und kapitale Fehlurteile "Und sie hatten doch recht", Basti Lübbe, 1999. 


5  Andreas Venzke, Johannes Gutenberg, Der Erfinder des Buchdrucks, Benziger 1993  S. 151-157   Darin wird das überlieferte idealisierte Gutenberg-Bild zurechtgerückt und auch dem fernöstlichen Vorrang -- auch für eine Methode mit beweglichen Drucklettern -- Anerkennung gebührt.

 

6 Andreas Venzke Ibid   S. 306  

 

 



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