Ein Auszug meiner Kitsch-Autobiographie zum Spaß - mit Vorsicht zu genießen!
Version:1.0
James Hamilton, München den 30. August 2009
DAS FUßNOTEN BUCH
Auszug - Kapitel 1:
Fußnoten zuhauf,
eine Wortschatzherausforderung für alle Krethi und Plethi,[1]
Hinz und Kunz, welche die Gewohnheit pflegen, ohne Wörterbuch zu lesen
Es gibt viele Menschen,
die sich einbilden, was
sie lesen,[2] das
verstünden sie auch.
Johann Wolfgang von Goethe
N.B. Der vollständige Version wird Ende 2012 als E-Buch bei Amazon und Barnes und Nobel zu erwerben sein. Das Schreiben auf deutsch ist für den Nichtmuttlersprache mit erheblichen Mühe verbunden. Deswegen darf man dafür 6 oder 7€ bekommen, oder? Zuerst schrieb ich "verlangen," aber das Wort kam mir zu herrisch vor. "Betteln" entspräche eher die Wahrheit, ist aber kein gutes Marketing. Ich zog mich (elegant?) aus der Affäre mit "bekommen."
INHALTSVERZEICHNIS
Einleitung: Bemerkung zu den Fußnoten
Eine kitschige Autobiographie mit den Schwerpunkten Bücher und Frauen und dazu ein Hauch Geschichte, aber keine Sorge, letzteres findet sich nur in den Fußnoten
1) die Eltern und die Bibliothek
2) eine erfreuliche Kindheit, Einberufung und Ankunft in Deutschland
3) die Diskokönigin
4) Terpischore – das Tanzen kommt dazu
5) zu Stand der Dinge – Bemerkung zu dem Untergang, Verziehung, Weiterentwicklung westlichen Kultur
Appendix I: Hinweise zum Erlernen der "awful German language" (Mark Twain).
Einleitung: Bemerkung zu den Fußnoten:
Eigentlich ist die vollständige Niederschrift wirklich der gebenedeiten[3] Fußnote gewidmet, die dort so fuderweise erscheint. Sie erscheinen als Lesehilfe für diejenigen, die sich in der mißlichen Lage befinden, Deutsch als Fremdsprache zu lernen. Dort gibt es 678 hehre Fußnoten, diejenigen des Lösungsanhangs mit einbegriffen, darunter 68 für Deutsche und fast neunmal so viele, nämlich 590, darüber hinaus, mit denen als Behelf (ohne jegliche Berücksichtigung der orphischen[4] Orthoepik[5]) der zu bemitleidende Deutschlerner vorliebnehmen kann.
Leider kommt heutzutage der Fußnote meistens fast so kurz wie der arme Genitiv. Es entbehrt[6] jedes Verständnisses, daß die jüngere Generation sich des Genitivs entladen,[7] sich seines Vorteils entschlagen hat, geht soweit sich dessen total zu entraten, man spottet seiner sogar. Aber ich mache mich einstens nur bedingt anheischig, des traurigen Wesfalls anzunehmen. Über den Genitiv hinaus werden vielerlei andere Ausdrücke benutzt, klar, ist doch offensichtlich, behufs – wie auch bei dem nächsten Substantiv – des Bramarbasierens.[8]
--------------------
[1] Krethi und Plethi: eine abwertende Bezeichnung für die Kreter und Philister in der Söldnertruppe des biblischen Davids, d.h. jedermann. Philister ist der Name eines nichtsemitischen Volkes an der Küste Palästinas mit der übertragenen Bedeutung Spießbürger.
[2] lesen: „erfahren“ ist was Goethe tatsächlich schrieb.
[3] Gebenedeite, n, n (die): Gesegnete
[4] orphisch: arkanisch,* geheimnisvoll Die Orphik ist eine philosophische Geheimlehre der griechischen Antike.
* arkanisch: zu Arkanum, s, na (das): Geheimnis; Geheimnismittel
[5] Orthoepik (die): die Lehre der richtigen Aussprache
[6] sich entbehren: ohne etwas sein, einer Sache ermangeln: es entbehrt nicht der Ironie, der Komik.
[7] sich entladen: sich von etwas befreien: „Ich muß des langen Unmuts mich entladen.“ Maria Stuart, Schiller, 2. Aufzug, 8. Auftritt, Z. 1778.
[8] bramarbasieren, der Bramarbas, -, se: prahlen, aufschneiden; der Prahlhans Das Wort ist eins von den wenigen deutschen Wörtern spanischer Herkunft, zu „bramar“ = brüllen (vom Vieh) oder heulen, vgl. das Gedicht „Cartell des Bramarbas an Don Quixote“.
____________________
Ich fange, so beschieden wie ich bin, mit der Bedeutung meines eigenen Namens an.
The family name Hamilton has variously played a modest role in history in England and Scotland, Sweden and the U.S., as is elaborated upon in the long historical footnote which begins on this page and follows on to the next. As a substantive, what originally was the meaning of the name Hamilton[9]?
Abstecher: Der Familiename Hitler hat eine nicht ganz so bescheidene Rolle in der Geschichte einiger Länder, z.B. Österreich und Deutschland, gespielt. Angeblich hat ursprünglich der Name Hitler eine Bedeutung als Substantiv, welche?
Anmerkung: Die ist wirklich einfach, oder? Stellen Sie sich mal vor, ein Amerikaner wußte nicht mal die Bedeutung des englischen Wortes „Bush“ (heißt Strauch, Busch) und zwar nach den Ämtern zweier U.S. Präsidenten! Falls Sie doch eine Bildungslücke haben, können Sie sich bei jedem beliebigen Deutschen erkundigen, ungefähr so:
„Verzeihung -- aber ich bin ein bißchen in Verlegenheit gekommen. Es geht um die Allgemeinbildung, und mir fällt wirklich nicht ein, welche Definition der Name „Hitler“ hat. Selbstverständlich weiß ich einiges über den Mann. Zum Beispiel er schrieb den Politthriller Mein Kampf, den wir alle auf der Schule lesen mußten, damit wir uns einprägten, „politically correct“ zu sein. Mit diesem Werk hat er seine Durchbruch als Autor geschafft und wurde dadurch ein wohlhabender Mann, bevor er sich vollzeitig der Politik widmete. Später schrieb er Herr des Hakenkreuzes, einen preisgekrönten Science- Fiction-Roman.[10] Aber was zum Teufel bedeutet „Hitler“ als Substantiv?“
--------------------
[9] 904 n. Chr. wurde angeblich die Familie Hamilton in Normandie gegründet und ein Mitglied sollte zum Gefolge von Wilhelm dem Erobere gehört haben. (Die Normandie war früher englisch, erst 1450 fiel sie endgültig Frankreich zu.) In 1066 in der Schlacht von Hastings trug Wilhelm der Erobere den Sieg über die englische Ständesstaat.* Danach betrachteten die normannischen Könige England als ihr Beutegut und das Land wurde an ihre Kämpfer (200 Barone und 4.000 Ritter) verteilt. Mit der Zeit haben sich einige Hamiltons „emporgeheiratet“ – bzw. gearbeitet. unter denen der schottische Philosoph Sir William Hamilton (1788 – 1865) und der britischer (irischer) Mathematiker und Physiker, Sir William Rowan Hamilton (1805 – 1865), der darüber hinaus auch ein Sprachgenie war.
Der Vater von William war ein Rechtsanwalt in Dublin und sein Onkel, Pfarrer James Hamilton, als einen Linguisten bekannt, der die Sprachen Kontinentaleuropas einschließlich Griechisch und Latein sowie auch Hebräisch, Sanskrit, Chaldäisch, Pali und dazu die keltischen Dialekten Irlands kannte. William kam in die Obhut seines Onkels und mit dreizehn hatte er schon dreizehn Sprachen, darunter Persisch, Arabisch, Chaldäisch, Syrisch, Hindustani, Mahratta und Bengali gelernt. (Quelle: Men of Mathematics Eric T. Bell, 1957, auf Deutsch als Die großen Mathematiker, Econ Verlag, 1967, S. 327 f.)
Jedoch die Familie ist vorwiegend in der Politik aktiv gewesen, wie bei den unter angeführten Beispielen.
* Ständesstaat (der): (im Mittelalter und der frühen Neuzeit in Europa) Staatsform, in der die hohen Stände unabhängige Herrschaftsgewalt und politische Rechte innehatte, was im Kontrast zu dem Feudalstaat steht.
a) James Hamilton (gestorben 1479), schloß eine Ehe mit der Tochter Jakobs II. von Schottland und erhielt dadurch die Grafschaft Arran. Nach ihm gründete die Stellung der Familie in Schottland auf verschiedene Eheschließungen, was immerhin mit gewissen Risiken verbunden war, weil mehrere glückliche Ehegatten geköpft wurden.
b) James Hamilton (gestorben 1649), dritte Marquis und erster Herzog von Hamilton, bekam im Alter von 24 den Befehl über ein schottisches Heer von 6.000 Soldaten. Auf Geheiß des englischen Königs Karl I. (1600 – 1649) segelte die Truppe in die Kontinent hinüber, um mit Gustav II. Adolf (1594 – 1632), dem König von Schweden, zu kämpfen. Der Herzog wurde von zahlreichen Familienmitgliedern begleitet und einige davon sind in Schweden geblieben, wo sie dort beneidenswert gut in die Gesellschaft (bis heute noch) haben einnisten können.
Nach Hamiltons Rückkehr im Jahre 1639 hat Karl I. ihn damit beauftragt, einen Aufstand in Schottland zu niederschlagen. Jedoch seine Mutter hat ihn Einhalt geboten, wie es Jan Guillou (die Hauptquelle dieser Notizen) in seinem Roman Im Namen Ihrer Majestät Piper Verlag, 1994, ISBN 3-492-03918-9, S. 90 unterhaltsam beschreibt:
„Als er in Schottland an Land gehen wollte, wurde er von seiner eigenen Mutter empfangen, die als äußerst keß und unerhört adelig beschrieben wird. Sie hatte Reiterpistolen am Sattel und schwor, daß sie die erste sein werde, die auf ihren Sohn schieße, wenn er in englischen Diensten auch nur den Fuß auf schottischen Boden setzte.“
Ein Dekade später wurde 1649 auch James Hamilton geköpft, nachdem er vergebens versucht hatte, die Engländer (geführt von Cromwell) zu bekämpfen.
c) Lady Hamilton (1765 – 1815) ist die nächste bemerkenswerte Hamiltonfrau (nach James Mutter) auf die Bildfläche zu erscheinen. Die berühmte Schönheit war die Tochter eines Hufschmieds. Nach mehreren Abenteuern heiratete sie den englischen Gesandten in Neapel, Sir William Hamilton und schon vor seinem Tod wurde sie die Geliebte Admiral Horatio Nelsons.
d) Alexander Hamilton (1755 - 1804) tritt für einen starke Zentralgewalt und eine enge Bindung der 13 Urstaaten der neugegründete Vereigneten Staaten ein. Er legte den Grundstein der Finanz- Zoll- und Währungspolitik, wobei er 1791 die erste U.S. Bank ins Leben rief. In einem Duell erschlß ihn Aaron Burr.
e) James E. Hamilton (1951) ist nicht auf der politischen Ebene seiner Vorgänger, immerhin ist ihm einen gewissen Geschäftserfolg im Leben gegönnt. Im Jahre 2008 berichtete Forbes, daß der Harvardabsolvent,als CEO der Blackstone Group in New York, Investments von $98 Milliarden kontrollierte, wobei er selber es auf eine Milliarde gebracht haben soll. (Um Mißverständnisse zu vermeiden, möchte ich mit Nachdruck betonen, daß ich – leider -- nie das Geringste mit Blackstone zu tun gehabt habe.)
[10] Hiermit ein Zitat aus dem Nachwort zur zweiten Taschenbuch-Auflage, Heyne Bücher, S. 290: „Die Popularität, die Adolf Hitlers letzter Science-Fiction-Roman Herr des Hakenkreuzes in den fünf Jahren seit seinem Tod gewonnen at, ist eine unbestreitbare Tatsache. Dem Roman wurde vom Presigericht der Science-Fiction-Autoren und Verleger als bester Science-Fiction-Roman des Jahres 1954 der Hugo Gernsback Award zerkannt. Mag dieser auch eine einigermaßen zweifelhafte literarische Empfehlung sein, er würde Hitler sicherlich erfreut haben." Mehr dazu und zu Normand Spinrad im Anhang der vollständigen Version.
____________________
Was! Ist er der Wirklichkeit entrückt? O.K.,[11] zugegeben, vielleicht kommt der Begriff „Hitler“ auch nicht unbedingt tagtäglich vor. Eben deshalb fänden Sie die Frage schwer. Keine bange, Sie sind ganz gewiß nicht der einzige, dem es so ergangen ist.
II. Ein autobiographischer Abstecher, mit den Schwerpunkten Bücher und Frauen
und dazu ein Hauch Geschichte aber keine Sorge, letzteres ist nur in den Fußnoten
1) die Eltern und die Bibliothek
Von Europa aus unternahmen meine Eltern die Reise nach New York, damit ich dort geboren wurde. Ihr Kind sollte unbedingt die amerikanische Staatsbürgerschaft haben. Unmittelbar nach der Geburt kehrte die Familie nach Europe zurück, wo wir in verschiedenen Ländern wohnten. Zu dieser Zeit redete ich französisch mit der Mutter, englisch mit dem Vater und irgendeine Drittsprache mit anderen, dadurch bedingt, in welchem Land wir uns gerade aufhielten. (Die Kleinkinder lernen wahnsinnig schnell eine neue Sprache. Leider vergessen sie die ebenso schnell.)
Als ich sieben Jahre alt war, siedelten wir endgültig in die Vereignete Staaten über, woraufhin ich mich sofort weigerte, französisch zu reden -- sehr zum Verdruß meiner Mutter, weil es ihre über alles geliebte Muttersprache war. Sie war nicht bettelarm, nicht potthäßlich und auch nicht saudumm. Nach dem Internat in der Schweiz (an dem der Unterricht auf deutsch und französisch gehalten wurde) ist sie einem abenteuerlichen Studentenleben in Frankreich nachgegangen. In Paris erfreute sie sich einer ausgeprägten Mondänität,[12] deren Krönung ein Bugatti und die Freundschaft einiger Formel 1 Rennfahrer war. Leider ist das Bugatti verschüttgegangen, als sie in die Staaten ging, um an der Yale Universität in der angelsächsischen Literatur zu promovieren.
Diesem Traum meiner Mutter, die Promotion, wollte ihr Gatte nicht im Wege stehen, obwohl er selbst lieber in Europa geblieben wäre. Zu damaliger Zeit war es ungewöhnlich, daß eine Frau, egal in welchem Fach, promovierte. Anwältinnen, Ingenieurinnen und Ärztinnen waren rar und weibliche Wissenschafter oder Vorstandsmitglieder Großunternehmen so gut wie gar nicht vorhanden: „So verweigerte man Emmy Noether, die Einstein als bedeutendstes mathematisches Genie seit Einführung der höheren Bildung für Frauen bezeichnete, eine Dozentenstelle an der Universität Göttingen.“[13] Auch im Hochadel war ein Universitätsabschluß eine Seltenheit, obwohl es durchaus Ausnahmen, z.B. unter den Habsburgern, [14] gab.
Mein Vater war ein hochbegabter, wortkarger Bibliophile schottischer Herkunft, der schon mit 15 auf der Uni war, obwohl er es dort nie weiter als ein Vordiplom brachte. Er hatte zwar kein photographisches jedoch ein außerordentliches Gedächtnis. Eines Weihnachtens forderte ich ihn heraus, so viele Namen wie möglich von Tolstois Krieg und Frieden niederzuschreiben. (Den Roman hatte ich gerade für eine Prüfung gründlich studiert.) Ich würde das gleiche machen. Wir verglichen unsere Auflistungen. Wir beide sind auf 22 oder 23 Figuren gekommen. Ich war begeistert. Ich sei itzo[15] meinem 55-jährigen Vater geistig ebenbürtig geworden. Ich dachte, endlich hätte ich es geschafft, so überwältigend klug, mir so haushoch überlegen, sei er doch wieder nicht!
Ich fragte ihn, wann er das Buch gelesen hätte. Zur gleiche Zeit wie ich. Oh, sagte ich, auch letzte Woche? Er lächelte sanft und erwiderte nein, nein, er meinte, auch als er 17 war. Wie viele Personen hätte er dann eine Woche nach dem Lesen nennen können? Nach nur einer Woche, wahrscheinlich alle. (Es gibt, denke ich, weit über hundert.) Kleinlaut nahm ich zur Kenntnis, daß ich noch nicht ganz so nobelpreisverdächtig war, als ich gehofft hatte.
Dank dieser Fähigkeit fiel es ihm leicht, eine Sprache lesen zu lernen. Er kannte die ganze einschlägige lateinische Literatur in- und auswendig, dazu las er viel und gerne auf französisch, italienisch, spanisch und portugiesisch. (Davon sprach er aber lediglich Spanisch und auch dies nur mühsam.) Er meinte, wenn man Latein wirklich beherrschte, seien die anderen sowieso nur Dialekte. Von Zeit zu Zeit arbeitete er sich durch Gedichte im mittelhochenglisch bzw. mittelhochdeutsch. Dieses Unterfangen empfand er nicht als eine langwierige Plage, sondern als eine kurzweilige Herausforderung.
--------------------
[11] O.K.: ein weit verbreitete jedoch irrige Binsenwahrheit* ist, daß die Herkunft auf einem legendären TÜV Prüfer, Herrn Otto Kramer beruht. Einverstanden, daß alles in Ordnung war, unterschrieb er die entsprechende Bestätigung mit seinen Initialen, „O.K.,“ riesengroß geschrieben. Die Mär* von Otto Kramer wird durch eine Duden-Eintragung für das Akronym untermauert: „ . . . b) (Flugw. Jargon) (geprüft u. daher) bestätigt.“
O.K. ist eins von den selten vorkommenden Beispielen, in dem das Standardwerk Webster´s Third keine ausreichende Etymologie angibt. Der Antrag ist auf „ abbr. of oll korrect, facetious alter. of all correct“ beschränkt. Um diese etwa dürftige Eintragung zu ergänzen: In den 1830iger wimmelten die Zeitungen in Boston, U.S. von Abkürzungen. Es wurde einfach eine Mode, alle möglichen Redewendungen/ Wortkombinationen mit nur deren Anfangsbuchstaben zu schreiben.
Dies ging so weit, daß man absichtlich falsch buchstabierte Wörter abkürzte. Aus N.G. („no go“) wurde K.G. („know go“). A.R. („all right“) wandelte in O.W. („oil wright“) und entwickelte sich weiter zu O.K. („oil korrect“). Obwohl einige dieser Mißbildungen eine gewisse Beliebtheit gewannen, nur O.K. ist dauerhaft nicht nur in die englische, sondern in viele andere Sprachen übergegangen.
* Binsenwahrheit: allgemein bekannte Tatsache. Eine Binese ist eine Pflanze mit grasartigen Blättern. „Es geht mir in die Binsen“ bedeutet, daß es kaputt geht.
* Mär (die): seltsame Geschichte, unglaubwürdiger oder unwahrer Bericht. Das Nibelungenlied beginnt: "Uns ist in altne Mären wundes viel geseit (= gesagt)."
[12] Mondänität (die), mondän: eine extravagante Eleganz zeigend, zur Schau tragend
[13] Fermats letzter Satz, Simon Singh, aus dem Englischen von Klaus Fritz, 1997 (ISBN 3-446-19313-8), S. 127
[14] Zita, Kaiserin und Königin von Erich Feigl Amalthea, 1. Auflage 1977, 5. neu bearbeitete 1991 (ISBN 3-85002-307-9) behandelt die letzten Herrscher der Doppelmonarchie Österreich-Ungarns, die sich als Folge der ersten Weltkrieg auflöste. Sie waren Habsburger, ein Herrschergeschlecht, das wahrscheinlich ursprünglich aus dem Elsaß stammte. Der Grundstein für ausgedehnte Besitzungen im helvetischem (= schweizerischem) Gebiet wurde von Guntram der Reiche gelegt, dessen Enkel, Bischof Werner von Straßburg (1001 – 1028), um 1020 die Habsburg erbaute.
Im Laufe der Zeit sind Familiemitglieder König oder Königin unter anderem von Deutschland, Österreich, Ungarn, den Niederländern, Frankreich, Spanien, Portugal geworden. Sie mögen es, untereinander zu heiraten und viele Kinder, 12, 14 oder noch mehr zu erzeugen, was zu einem kleinen genetischen Defekt, dem Habsburger Unterbiß ausgeartet ist. Zum Ausgleich dafür sind sie langlebig. Zum Beispiel Zitas Mutter, die mit 99 starb, hatte fünf Töchter, die alle bemerkenswert frei von Senilität zwischen 80 und 100 Jahre alt geworden sind. Zita (1892- 1989) selbst erreichte das 96. Lebensjahr.
Der Herrscher-Werdegang ist mit gewissen Risiken ob (= wegen) politischer und herostratischer* Mordanschläge behaftet. Zwei von Zitas Urgroßvätern und die beiden Großväter wurden ermordet. Der Beruf ist nicht nur gefährlich, sondern auch anspruchsvoll, weswegen die Habsburger wert auf eine entsprechende Ausbildung – auch für die Frauen – legen.
Zita zum Beispiel wuchs viersprachig (deutsch, italienisch, französisch und spanisch) auf und kannte hervorragend englisch. Als sie mit 19 Karl heiratet (im Jahre 1911) fing sie an, tschechisch und ungarisch, beide extrem schwierig, zu lernen. Von ihr wurde auch erwartet, daß sie in diversen anderen Sprachen des Reiches (z.B. diejenige in Polen, Kroatien, Slowenien, Serbien, Bosnien, Rumänien) mindestens Leute begrüßen konnte und zeremonielle Floskeln parat hatte. Ihr Mann, sprachbegabt und für die Stelle gründlich vorbereitet, war auf einem muttersprachlichen Niveau in sechs Sprachen und hatte mittelstufige bis fließende Kenntnisse von weiteren elf, d.h. er kannte allesamt 17 (!) Sprachen.
Im Gegensatz zu der überwiegenden Mehrheit des englischen Hochadels schätzen die Habsburger nicht nur Sprachkenntnisse, sondern auch Bildung. Zitas acht Kinder (bedeutend weniger als bei der Familiengeflogenheit an Nachwuchs üblich war) haben alle studiert. Als Beispiel nenne ich ihre Tochter Adelheid, die in gewissem Masse für meine Mutter vorbildlich war. (ibidem S. 116) Erzherzogin Adelheid (1914 – 1971) war musikalisch veranlagt, Literatur beflissen und eine begabte Malerin. Sie besuchte eine zweisprachige Volksschule (ungarisch und deutsch) und lernte als Kind gleichzeitig tschechisch und kroatisch dazu. I
n Brüssel machte sie das Abitur und legte danach ihr Doktorat an der Universität Löwen in den Staats- und Wirtschaftswissenschaften „summa cum laude“ ab. Weil nach habsburgerischer Tradition ein Handwerk dazu gehörte, erlernte sie die Buchbinderei dazu. Als sie vor den Nazis floh, landete sie endlich in New York, wo sie an der Fordham Universität eine Professur für Soziologie übernahm. 1945 kehrte sie mit ihren Brüdern nach Europa zurück, wo sie zuerst in Flüchtlingslagern, später as Journalistin (Hauptgebiet- Afrika) unermüdlich wirkte. Sie arbeitete bis drei Tagen vor ihrem Tod an primärchronische Polyarthritis, eine wunderbare, achtbare Frau, der leider ein viel zu kurzes Leben gegönnt ist.
*herostratisch: zu Herostrat, en, en – Der Grieche Herostrat steckte 356 v. Chr. den Artemistempel in Brand – Verbrecher aus Ruhmsucht.
[15] itzo (auch itzund, itzt): jetzt
____________________
Als ob dies alles nicht genug des Übels war, zu allem Überfluß hatte mein Vater, im Gegensatz zu meiner Mutter und mir, auch eine beachtliche Gabe für die Mathematik und Physik und interessierte sich lebenslang für die Philosophie. Er hatte die sämtlichen Schriften von Immanuel Kant,[16] Alfred Whitehead,[17] Ludwig Wittgenstein[18] und Bertrand Russell[19] unter anderem sorgfältig durchgearbeitet. Er war zwar kein Polyhistor[20] und hat herzlich wenig veröffentlicht (einige Kurzgeschichten, ein paar Gedichte) aber immerhin überstieg sein Allgemeinwissen bei weitem das der meisten habilitieren[21] Professoren.
Gemeinsam führten hobbymäßig meine belesenen, sprachgewandten Eltern ein Antiquariat als Versandbuchhandel aus einem sehr schönen, abgelegten Anwesen direkt an einer Bucht außerhalb New York Stadt, vergleichbar mit dem Starnberger See, Nähe Münchens. Die Schwerpunkte der Bücherhortung lagen bei dem Flugwesen ab Ballonfährten (ein Hauptinteresse meines Vaters), bei dem Film ab der Stummfilmzeit (das Gebiet meiner Mutter) und der englischsprachigen Literatur, die beide schätzten.
--------------------
[16] Immanuel Kant (1724 – 1804): deutsche Philosoph aus Königsberg, bekannt u.a. für sein Werk Kritik der reinen Vernunft (1781) ("die kategorische Imperativ"). Er hat die entscheidende Synthese von Leibnitz und Newton vollzogen.
[17] Alfred North Whitehead (1861- 1947): englischer Mathematiker und Philosoph der mit Bertrand Russel die moderne Logik begründete.
[18] Ludwig Wittgenstein (1891 – 1951): Sösterreichischer/englischer Philosoph, einer der Hauptvertreter der modernen Logikschrieb Tractatus Logico-Philosophicus (1921).
[19] Bertrand Russell (1872 – 1970): englischer Mathematiker und Philosoph, Hauptvertreter der mathematischen Logik, Nobelpreis für Literatur 1950, auch politisch aktiv als Pazifist und Gegner der Atombewaffnung.
[20] Polyhistor (der): in vielen Wissenschaften bewanderter Gelehrter
[21] habilitieren, Habilitation (die): Erwerb der Lehrberechtigung an Hochschulen und Universitäten durch Anfertigung einer schriftlichen Arbeit (nach der Promotion für den Dr.-Titel). Es hängt ein bißchen vom Fach ab, aber generell trifft die folgende Bemerkung zu: Die Promotion setzt wesentlich weniger als die amerikanische PhD (philosophiae doctor) voraus und die Habilitation dagegen verlangt bedeutend mehr.
____________________
Viele Bücher waren wohlfeil aber eine Menge wirklich wertvoller waren auch vorhanden. Angefangen als Kind hat meine Mutter, und nach 45 Jahren hatte sie sämtliche Werke von sieben Autoren gesammelt, erste Ausgaben, fast alle signiert mit Widmung: John Dos Passos,[22] William Faulkner,[23] F. Scott Fitzgerald,[24] Ernest Hemingway,[25] James Joyce,[26] D.H. Lawrence,[27] und John O´Hara.[28] Drei Beispiele von „wertvoll“, für diejenigen von Ihnen, die so kraß sind (wie ich), dafür zu interessieren: 1) Ernest Hemingway, The Sun Also Rises, (die erste Auflage bestand aus nur 5090 Exemplare) – 100.000 €; 2) James Joyce, Ulysses, 30.000 €; F. Scott Fitzgerald, The Great Gatsby, 10.000 €. Zum Vergleich eine 1. Auflage Goethes Die Leiden des jungen Werthers (1774) würde an die 30.000 € kosten. Natürlich steckt eine vollständige 1. Auflage des Gutenburg Bibles (1426) mit einem geschatzten Wert von 20 Million € aufwärts diese alle in den Schatten aber immerhin. . .
Nein, daraus wollte ich nie den großen Reibach machen, lieber irgendwann in erhabenem Ruhestand das ganze erweitern, vervollständigen und weiterführen. Im Nachahmen habe ich selber drei Autoren ins Visier genommen: als Kind Hugh Lofting (Dr. Dolittle) (1886-1946), der unter anderem an M.I.T. studiert hatte; auf dem Internat G.A. Henty (1832 – 1902), eine Art englischer Karl Mai; und später Henry Kissinger. Mit der liebvollen Unterstützung von Zuhause hatte ich die elf zur Lebzeiten veröffentlichte Dr. Dolittles und Henry Kissingers Bücher komplett. Von G.A. Henty, der 122 geschichtliche Romanen schreib, hatte ich nur die Hälfte und davon waren nur ein Drittel mit einer Unterschrift verziert.
Eine, für meine Begriffe, übertriebene intellektuelle Demut habe ich nicht geerbt – und auch nicht, leider, die sprachliche Begabung. Aber wirklich schade ist nicht so viel der Verlust des Familienvermögens einschließlich des traumhaften Landsitzes und des kleinen Monets,[29] angenommen es war echt -- ihres einzigen kostspieligen Bildes, durch eine unselige Kette Schicksalsschläge, sondern die damit verbundene Zerstörung ihres Lebenswerkes, einer einmaligen Sammlung von über 40.000 Büchern, eine der größten Privatbibliotheken in den Vereinigten Staaten. Nur einen Restbestand von einigen hundert Scharteken[30] in gutem Zustand und ein paar tausend meistens schwer beschädigter Werke (keinen einzigen der oben erwähnten Autoren oder die von mir angelegten, die ich bei der Ansammlung aufbewahrt hatte) konnte ich retten – nicht mal ein vollständiges Gerippe.
--------------------
[22] John Dos Passos (1896 – 1970) amerikanische Schriftsteller, bekannt für kritische Kriegsromanen und Großstadtschilderungen, z.B. Manhattan Transfer (1925, dasselbe Jahr wie Fitzgerald´s The Great Gatsby). John Do Passos interessierte sich mehr für die Gesellschaft, die Geschichte, Fitzgerald mehr für das Individuum.
[23] William Harrison Faulkner (1897 – 1962) amerikanischer Schriftsteller, Nobelpreis 1950. Er widmete sich das Leben im Süden mit seinen Rassenkonflikten und das Kriegserlebnis als Hauptthemen.
[24] Francis Scott Key Fitzgerald (1896 – 1940) amerikanischer Schriftsteller, dessen Hauptinteresse die „verlorene Generation“ nach dem I. Weltkrieg galt.
[25] Ernest Miller Hemingway (1899 – 1961, Selbstmord) amerikanischer Journalist und Schriftsteller, Nobelpreis 1954. Er interessierte sich für die „verlorene Generation“ der 1920er Jahre, schrieb Kurzgesichten sowie Romane einfach und mit Power, für Englischlernende sehr zu empfehlen.
[26] James Joyce (1882 – 1941) irischer Schriftsteller, dessen berühmsteter Werk Ulysses (1922) eine Schilderung, schwierig geschrieben mit allerlei Wortassoziationen, von einem Tag aus dem Leben zwei Bürger Dublins ist.
[27] David Herbert Lawrence (1885 – 1930) englischer Schriftsteller, beeinflußt von Freud, schreib für die damalige Zeit gewagte Romanen, am bekanntesten davon ist Lady Chatterley’s Lover.
[28] John O’Hara (1905 – 1970) amerikanische Schriftsteller, der einen kritischen Einblick in den amerikanischen Mittelstand, zum Beispiel in Butterfield 8, abgibt.
[29] Claude Monet (1840 – 1926), französischer Impressionist. Meine Mutter hat das Bild während ihres Studiums im Paris ergattert. Damals nicht mehr ganz billig aber es war längst bevor die Preisen für die Impressionisten astronomische Höhen erreicht hatten. Es tauchte nicht in Monet-Aufzählungen auf und wurde nie versichert, weil meine Eltern meinten, es sei sicherer, über das Besitztum einfach Stillschweigen zu bewahren. Es wurde mit verschiedenen Reproduktionen renommierter und weniger ruhmreichen Impressionisten im Wohnzimmer aufgehängt.
Kein Besucher, einige in der Malerei sehr versiert, ist je auf den Gedanken gekommen, diese unbekannte Landschaft nicht als eine unbedeutende Nachbildung, sondern als mögliches Original genauer anzuschauen. Das ist mir immer merkwürdig vorgekommen. War dieses Versteckspiel wirklich ein gelungenes Familiengeheimnis oder ist in Paris einfach eine junge, mondäne, Bugatti-fahrende Frau durch einen Schwindel mit einer sorgfältig dokumentierten Fälschung reingelegt worden? Heutzutage kann ein Monet durchaus 15 Million € wert sein und auch wenn ein kleines, unbekanntes nur ein Bruchteil dieser Summe erbrächte, ist es mir trotzdem lieber, an einem verlorengegangen Falsifikat zu denken.
[30] Scharteke (die): altes und seinem Inhalt nach wertloses Buch; anspruchloses Theaterstück; unsympathische, ältere Frau
____________________
Schlimm: Es stellte sich heraus, daß das traurige Ende durch unsägliche Dummheit selbst verursacht war.